HygieIa Logo

Forschungsgegenstand

Zur Schätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie geht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) davon aus, dass es nach dem Lockdown zu einem schrittweisen wirtschaftlichen Erholen kommen wird (Cusmano, Raes 2020). Allerdings ist die Erholung abhängig davon, ob es zu einer zweiten Infektionswelle kommt. Die Hochrechnung aus Unternehmensdaten in Deutschland ergibt, dass etwa 40 Prozent aller Unternehmen im Herbst 2020 von Liquiditätsproblemen betroffen sein werden (Demmon et al. 2020). Daraus resultierend werden eine höhere Anzahl Kündigungen, Sorgen um den Arbeitsplatzverlust, reduzierte oder ausbleibende Stellenbesetzungen sowie Lohn- und Gehaltssenkungen erwartet, von denen insbesondere prekär Beschäftigte stark betroffen sind, wie die Folgen der Finanzkrise 2007/ 2008 zeigen (Stuckler et al. 2009).

Sofern prekär Beschäftigte ihren Arbeitsplatz behalten können, erwarten sie niedrige Löhne und erschwerte, durch dauerhafte Ungewissheit charakterisierte Arbeitsbedingungen. Diese beiden Bedingungen führen zu empirisch nachgewiesenen längerfristigen gesundheitlichen Risiken (Herbig et al. 2013; Riumallo-Herl et al. 2014; Voßemer et al. 2018). Die verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten auf einen hohen Bedarf an präventiven Maßnahmen zur Förderung und Verbesserung der bio-psycho-sozialen Gesundheit von Beschäftigten, insbesondere prekär Beschäftigten hin. Die Veranstaltungsbranche ist durch einen hohen Anteil (bis zu 50 % des Gesamtpersonals) freier Kräfte geprägt (Sakschewski, Mannagottera 2013). Dieses Spezifikum prekärer Beschäftigung in Kombination mit einer in der Veranstaltungsbranche typischen mobilen, grenzenlosen Arbeitsplatzsituation führt im Kontext von Infektionsherden zu einem erhöhten Gesundheitsgefährdungspotenzial.


Das interdisziplinär ausgerichtete Forschungsprojekt HygieIa verfolgt darauf basierend die Ziele

 

  1. Validierung von Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen bei der Durchführung unterschiedlicher Veranstaltungsarten,
  2. Definition von Hygiene- und Infektionsschutzregeln für Veranstaltungen ohne akute Pandemie-Gefährdung,
  3. Überprüfung der Umsetzbarkeit und Akzeptanz bei Beschäftigten und Besucher_innen von Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen bei der Durchführung unterschiedlicher Veranstaltungsarten,
  4. Folgeschätzung von Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen bei Veranstaltern und Betreibern.

 

Quellen:

Cusmano L, Raes S. Coronavirus (COVID-19): SME Policy Responses: OECD; 2020. OECD Policy Responses to Coronavirus (COVID-19) [Stand: 02.06.2020]. Verfügbar unter: https://read.oecd-ilibrary.org/view/?ref=119_119680-di6h3qgi4x&title=Covid19_SME_Policy_Responses.
Demmon L, Franco G, Calligaris S, Dingosch D. Corporate sector vulnerabilities during the COVID 19 outbreak: Assessment and policy responses: OECD; 2020. Online verfügbar unter: https://read.oecd-ilibrary.org/view/?ref=132_132712-uivd1yagnx&title=Corporate-sector-vulnerabilities-during-the-Covid-19-outbreak-assessment-and-policy-responses
Herbig B, Dragano N, Angerer P. Health in the long-term unemployed. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(23-24):413–9. doi: 10.3238/arztebl.2013.0413.
Riumallo-Herl C, Basu S, Stuckler D, Courtin E, Avendano M. Job loss, wealth and depression during the Great Recession in the USA and Europe. Int J Epidemiol 2014; 43(5):1508– 17. doi: 10.1093/ije/dyu048.
Sakschewski, Thomas / Mannagottera, Hanna 2013: Volle Arbeit – volles Vergnügen? Umfrage zu  Beschäftigungsverhältnissen in der Veranstaltungswirtschaft Bühnentechnische Rundschau. 5/13.
Stuckler D, Basu S, Suhrcke M, Coutts A, McKee M. The public health effect of economic crises and alternative policy responses in Europe: an empirical analysis. The Lancet 2009; 374(9686):315–23. doi: 10.1016/S0140-6736(09)61124-7.
Voßemer J, Gebel M, Nizalova O, Nikolaieva O. The effect of an early-career involuntary job loss on later life health in Europe. Advances in Life Course Research 2018; 35:69–76. doi: 10.1016/j.alcr.2018.01.001.

Maxim Gorki Theater, Berlin
Maxim Gorki Theater, Berlin

Erfolge und Herausforderungen - Das Forum Veranstaltungswirtschaft zieht Zwischenbilanz

Seit Beginn der Corona-Pandemie kämpfen die Verbandsvertreter*innen im Forum Veranstaltungswirtschaft für passgenaue Fördermaßnahmen für die von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise am stärksten betroffene Branche.

Im Forum Veranstaltungswirtschaft identifizieren sie die täglich dramatischer werdenden Probleme der Branche, analysieren Hilfsangebote des Bundes und der Länder und verhandeln mit der Politik mit dem Ziel, die vorhandenen Angebote für die Branche passgenauer zu gestalten und Regelungslücken zu schließen. Dazu verhandeln sie täglich mit Staatssekretären der Bundesministerien, Bundestagsabgeordneten und den mit der Umsetzung von Förderprogrammen betrauten Ministerialbeamten.

Diese Pressemitteilung zieht eine Zwischenbilanz der Arbeit des Forums und berichtet über das Erreichte sowie die nach wie vor bestehenden großen Herausforderungen der Zukunft.